Die Hamburger Taxler sehen es sicher anders, aber Michael Oppermann vom BVTM beschrieb die Wahrnehmung der Hamburger Taxiaktivitäten im Rest der Republik, indem er Hamburg mit dem kleinen gallischen Dorf verglich, welches sich der vielfach so wahrgenommen Besetzung durch Uber-Mietwagen nicht fügen will und regelmäßig aufs Neue seinen Zukunftsplan Taxi erfolgreich mit Leben füllt.
Für die regelmäßige Nabelschau des Hamburger Taxigewerbes, welche in der Hansestadt unter dem Namen „Hamburger Taxitag“ stattfindet, hatten die Veranstalter mit der Volkswagen-Niederlassung in Hamburg-Langenhorn wieder eine Topadresse gefunden, an der sich auch fast die komplette VW-E-Taxi-Flotte ein Stelldichein gab. Hier stellten Melanie Neugebauer von der Vertriebsabteilung Pkw und Joachim Flämig als Vertreter der VW Nutzfahrzeuge die Modelle und deren aktuellen Konditionen vor. Frau Neugebauer konnte hier das erste werknahe umgerüstete Taxi enthüllen (Bericht folgt). Herr Flämig hat ein solches werknahes Taxipaket ebenfalls im Angebot (Taxi Times berichtete), was er vor kurzem auch beim VW-Taxiabend in Offenburg berichten konnte.

Neben dieser Präsentation war es aber vor allem Dirk Ritter als Referatsleiter bei der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende der Hansestadt, der dem Hamburger E-Taxentag wieder seinen besonderen Charme vermittelte. Und so traf die Beschreibung von Michael Oppermann, Geschäftsführer des Bundesverbands BVTM, in seinem Grußwort voll ins Schwarze, als er unverhohlen auf die Bewunderung Rest-Taxi-Deutschlands auf den besonderen Status der einzigen (fast) Uber-freien deutschen Metropole verwies, was sicherlich wesentlich das Verdienst der von Ritter verantworteteten Behörde ist.

Oppermann hob die Leistungen Hamburgs als gestaltende Genehmigungsbehörde als Gegenmodell zu vielen wegschauenden Behörden hervor. Dieses Engagement Dirk Ritters und seines Teams sei wohl der Zaubertrank, der Hamburg zu Deutschlands Taxi-Vorzeigestadt mache. Oppermann war gekommen, um den Hamburgern die gewerbepolitischen Prioritäten des BVTM nach dem Amtsantritt der neuen Bundesregierung vorzustellen. Der BVTM forciere nach wie vor eine bundeseinheitliche Kleine Fachkunde, ähnlich der Hamburger Lösung, die nach Auskunft Dirk Ritters inzwischen dem neuen Bundesverkehrsministerium zur Freigabe vorliege. Es gehe hier auch um die Sicherheit aller Fahrgäste, der sich der BVTM besonders verpflichte fühle. Daher gehe an der Kleinen Fachkunde auch kein Weg vorbei.
Ein weiteres Anliegen ist Oppermann die Digitalisierung der Branche auch bei den Zahlungsmitteln. Obwohl Bargeld auch zukünftig eine wichtige Rolle spielen werde, dürfe das Gewerbe es nicht zulassen, dass weiterhin Taxis ohne Kartenakzeptanz in Deutschland unterwegs seien. Betreffs Mindestlohn konnte Oppermann die Meinung des BVTM Präsidenten Kollar untermauern, dass 15 Euro Mindestlohn zeitnah Realität würden, selbst, wenn die Mindestlohnkommission im kommenden Juni noch einen Zwischenschritt einbauen sollte. Eine wichtige Baustelle für den BVTM sei daneben die Integration des Taxis in den ÖPNV-Modernisierungspakt oder auch die Vertragsgestaltung mit dem wichtigen Taxigroßkunden Deutsche Bahn. Nächstes Taxi-Event auf Bundesebene sei der vom 10. bis 12. November anstehende Deutsche Taxi- und Mietwagentag in Erfurt.
Anschließend gehörte die Bühne Dirk Ritter. Ritter stellte in seiner Bestandsaufnahme die aktuell anstehenden Aufgaben der Hamburger Genehmigungsbehörde dar. Derzeit fühle man sich dort vor allem der Auskömmlichkeit der Einnahmesituation für die Hamburger Taxis verpflichtet. Um auskömmliche Stundenumsätze erzielen zu können, die vor allem den steigenden Lohnkosten gerecht würden, bedürfe es nicht nur Tarifanpassungen, sondern auch einer Reduzierung der Hamburger Taxikonzessionen. Das Ausrufen eines Beobachtungszeitraums inklusive Konzessionsstopp sei dabei schon ein richtiger Schritt gewesen. Derzeit seien 3003 Taxis in der Stadt unterwegs, im letzten Jahr seien es noch 3081 gewesen. Langfristiges Ziel sei allerdings eine weitere Reduzierung um ca. 500 bis 600 Konzessionen.

Dieses Ziel möchte Ritter vor allem durch freiwillige Rückgaben erreichen, beispielweise aus Altersgründen. Auf dem Weg dahin bietet er Unentschlossenen auch langfristige Befreiungen von der Betriebspflicht an. Zum anderen setzt Ritter auf vorgestellte Plausibilitätsnachweise bei Betriebsübernahmen, um ohne Zwangsmaßnahmen den Markt schrumpfen zu können. Zu guter Letzt seien auch Auflagenüberprüfungen bei vermeintlich „bösen“ Unternehmen denkbar, die das Gewerbe vor Ort nachhaltig schädigten.
Insgesamt geht Ritter davon aus, dass Taxi sich ändern muss und wird. Ziel dabei müsse sein, Angebot und Nachfrage in Deckung zu bringen, so dass hohe Auslastungen und damit einhergehend auch auskömmliche Stundenumsätze erzielt werden könnten. Dafür sei beispielsweise auch die anstehende Erprobung neuer Tarifelemente ein guter Weg – die nicht immer gleich ein Erfolg sein müssten und bat dafür um einen gewissen Vertrauensvorschub.
Eine solche Erprobung sei der aktuell viel diskutierte Hamburger Tarifkorridor, der auch Fahrpreise weit oberhalb der normalen Tarife für besondere Leistungen ermögliche. Hier wären gerade die Vermittler gefordert, die besondere geldwerte Qualitätsmerkmale im Angebot ihrer Unternehmen auch herausstellen und so die öffentliche Wahrnehmung des Qualitätsproduktes Taxi weiterhin steigern könnten.
Ein weiteres nunmehr erfolgreich erprobtes Element sei der QR-Code in den Hamburger Taxis, der eben nicht nur Beschwerden ermögliche, sondern inzwischen auch schon zur Fundsachenermittlung genutzt worden wäre – zur großen Freude der Kunden. Hamburg werde inzwischen auch durch seine Taxiprojekte im internationalen Chor der Metropolen aufmerksam wahrgenommen und habe hier auf Basis des enorm hohen E-Taxi-Anteils der Hansestadt eine europaweite Strahlkraft. Unterstützt werde dies durch die Ausrichtung des UITP-Weltkongresses durch die Stadt Hamburg, bei der mit dem Hamburger Zukunftstaxi erstmals auch das Thema Taxi eine Rolle spiele. Dieser Kongress bündele die Interessen des ÖPNV auf internationalem Level und biete so eine neue Wahrnehmungsstufe für die Branche auch auf dem internationalen Parkett.

Durchaus mit berechtigtem Stolz berichtete Ritter, dass „seine“ Thematik Taxi eben nicht dem Energiefresser des Kampfes gegen die Uber-Mietwagen zum Opfer gefallen seien, sondern nach vorne schauend das Zukunftstaxi vertreten könnte. Taxi darf nicht „klebrig“ sein, sondern es soll seine Qualität selbstbewusst nach außen vermarkten. Hier sei es dann auch folgerichtig, dass ihm für Hamburg inzwischen Anträge aus dem Taxigewerbe für Projekte vorlägen, die dem klassischen Taxi zunächst vielleicht eher Konkurrenz machten, trotzdem aber eben nicht Moia & Co. überlassen bleiben sollten. Taxi Hamburg bleibt also in Bewegung – und bleibt auch in Zukunft spannend.
Zum Abschluss stellten Franziska Schuth-Krohn und Lukas Papageorgiou, Vattenfall/E-Mobility und Nils Abel, Aral pulse/BP jeweils ihre besonderen Angebote für die Hamburger Taxler vor. Vattenfall will in den verbleibenden Monaten des Jahres 2025 noch 13 Schnellladestationen auf Parkplätzen verschiedener Lidl-Filialen in Hamburg installieren, die dann ausschließlich Taxis zur Verfügung stehen und zwischen 150 und 270 kW Ladeleistung bieten sollen. Bis Ende 2027 sollen in der Stadt insgesamt 500 Vattenfall-Ladestationen verfügbar sein. Auch, um aufwändige Kontrollsysteme zu vermeiden, setzt Vattenfall dabei einfach auf die Akzeptanz der Sonderstellung der Taxis bei der Bevölkerung, denn man will mit einfachen Hinweisschildern die ausschließliche Nutzung durch Taxis sicherstellen – sicherlich ein spannendes Projekt in dieser zunehmend egoistischen Welt.

Vattenfall kann den Taxlern aktuell je nach Abnahmemenge bei Nutzung verschiedener Ladekarten einen Brutto-Preis von 56 bis 62 Cent pro Kilowattstunde anbieten, arbeitet derzeit aber noch an weiteren Sonderkonditionen für Taxler, die noch im Mai 2025 veröffentlicht werden sollen – Taxi Times wird berichten. Aral pulse offerierte ebenfalls seine Schnelllader, mit denen geeignete Fahrzeuge in nur zehn Minuten eine Ladeleistung für 300 Kilometer Reichweite tanken können sollen. Aral berechnet gut 58 Cent brutto pro Kilowattstunde, wenn dabei die Aral-Karte zum Einsatz kommt. Diese ist parallel zum Tanken von Verbrennern geeignet, wo sie dann 5 Cent Nachlass pro Liter Treibstoff realisiert. rw
Beitragsfoto: Pexels Montage: Taxi Times
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Ein insgesamt sehr positiver Bericht der weiter hoffen lässt, dass das Taxigeschäft nicht vollends den Bach runter geht.
Allerdings die Ladepreise am Schluss machen mich stutzig. Ich lade mit meiner KIA-Charge Karte und ARAL-Premium-Tarif bei zusammen etwa 15 € Monatsgebühr für 39 Cent brutto pro KWh. Da sollte doch bei einem expliziten Taxiangebot noch etwas drin sein. 58 Cent sind definitiv zu teuer.