Am Ende einer mehrstündigen hochemotionalen außerordentlichen Generalversammlung verpasste der Antrag auf Abberufung des Aufsichtsrats der Taxi München eG die erforderliche Dreiviertelmehrheit. Was bedeutet das nun für die Vorstände und dem knapp bestätigten Aufsichtsrat?
Aktualisierung am 18.5.25 (siehe unten)
Es ist schon kurios: Als am Nachmittag nach einer mehrstündigen Sitzung endlich das Ergebnis bekannt war, freuten sich beide Parteien. Der Vorstand der Taxi München eG, weil weit mehr als die Hälfte (61 %) dem aktuellen Aufsichtsrat mit ihrer Stimme die rote Karte für Ihr Handeln gezeigt haben. Mitspielen dürfen sie aber weiterhin, denn für eine Abwahl wären 75 Prozent nötig gewesen.
Entsprechend freuten sich auch die Aufsichtsräte, weil etwas mehr als ein Drittel der stimmberechtigten Mitglieder gegen eine Abberufung gestimmt hatten und die Herren Curuk, Kücüksahin, Ghulam, Bayram und Tascioglu somit weiterhin im Amt bleiben.
Über WhatsApp-Gruppen und Social-Media-Kanäle, in denen in den Wochen zuvor ein gefährliches Gemisch aus Halbwahrheiten und Diffamierungen gegenüber den Vorstandspersonen Kroker und Nothhaft verbreitet worden waren, bedankten sich die Aufsichtsräte für das Vertrauen und die Pro-Stimme.
Doch was bedeutet dieses Ergebnis nun für die Taxi München eG? Die Genossenschaft wird derzeit von den beiden Vorständen Thomas Kroker und Ertekin Kocer geleitet (Letzterer sitzt zwischen den Stühlen, weil er – seit 5 Jahren im Amt – mit seinen beiden Vorständen eine gemeinsame Einheit bilden soll, gleichzeitig aber vom verbliebenen Aufsichtsrat als der „einzig Richtige“ gesehen wird). Der dritte Vorstand Patrick Nothhaft wurde vom Aufsichtsrats vor einigen Wochen ohne Angaben von Gründen seines Amtes enthoben. Diese Amtsenthebung muss von den Mitgliedern bei der nächsten turnusgemäßen Generalversammlung (terminiert auf Anfang Juli) bestätigt oder rückgängig gemacht werden.
Turnusgemäß steht bei dieser Sitzung auch die Besetzung eines der drei Vorstandsposten zur Wahl. Dieses Jahr ist das Thomas Kroker. Wenn bei der Taxi München eG ein Vorstandsamt zur Wahl steht, hat der Aufsichtsrat das Recht, den Mitgliedern bei der Generalversammlung einen Kandidaten vorzuschlagen. Über diesen Vorschlag stimmen dann die Mitglieder ab. Erhält der Kandidat mehr als 50 Prozent der Stimmen, gilt er oder sie als gewählt. Wird die Mehrheit aller Stimmen verpasst, können andere Kandidaten aus der Mitgliedschaft vorgeschlagen werden. Wahlberechtigt sind aber nur Mitglieder der Taxi München eG. Der Besitz einer gültigen Münchner Taxikonzession ist dagegen nicht zwingend vorgeschrieben.
Kurz nachdem der Streit zwischen Vorstand und Aufsichtsrat Mitte März eskaliert war, hatte der Aufsichtsrat in einer Sitzung mehrheitlich beschlossen, Patrick Nothhaft freizustellen und Thomas Kroker bei der Generalversammlung im Juli NICHT mehr als Kandidaten vorzuschlagen.
Insider interpretierten das als Retourkutsche, weil der Vorstand zuvor publik gemacht hatte, dass drei aktive Aufsichtsratsmitglieder (Curuk, Ghulam und Bayram) einen Teil ihrer Mehrwagenflotte auch bei Uber-Taxi angemeldet hatten. Uber gilt als größter Wettbewerber der Genossenschaft. Da man als Aufsichtsratsmitglied Einblick in die Ziele und Abläufe der Genossenschaft hat, sahen die Vorstände Kroker und Nothaft hier einen Interessenkonflikt und forderten die drei Mitglieder auf, ihr Aufsichtsratsamt niederzulegen.
Wie Insider von der gestrigen Sitzung gegenüber Taxi Times berichten, wurde diese Forderung auch von zahlreichen Mitgliedern bei deren Redebeiträgen wiederholt, was stets zu großem Applaus bei der Mehrheit der Anwesenden geführt habe. Zu einer Dreiviertelmehrheit hat es dann aber letztlich doch nicht gereicht. „61 Prozent belegen aber ganz eindeutig, dass die Mehrheit der Mitglieder der Taxi München eG keine Aufsichtsräte haben wollen, die gleichzeitig auch mit Uber zusammenarbeiten“, berichtete ein Teilnehmer der gestrigen Versammlung gegenüber Taxi Times. Dies sei auch ein wichtiges Zeichen gegenüber der Politik, denn wie will man ernsthaft Maßnahmen gegen Uber einfordern, wenn man selber ein Kooperationspartner dieser Plattform ist?
Auch wenn das gestrige Ergebnis von beiden Seiten als positiv gesehen wird – einen Sieger hat dieses Ergebnis nicht, denn es ist nicht geeignet, um zur Befriedung innerhalb der Münchner Genossenschaft beizutragen. Zu tief sind die Gräben zwischen den beiden Vorständen Kroker und Nothhaft auf der einen Seite und den fünf verbliebenen Aufsichtsräten auf der anderen Seite (drei Aufsichtsräte waren während der letzten Wochen aufgrund von Differenzen innerhalb des Gremiums zurückgetreten, ein Vierter aus privaten Gründen schon vor ein einigen Monaten.). Wer den Streit der letzten Wochen mitverfolgt hat, weiß, dass eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Aufsichtsrat in dieser Konstellation nicht mehr möglich ist.
Sollte also bei der Generalversammlung Anfang Juli der vom Aufsichtsrat vorgeschlagene Kandidat (angedacht ist einer der verbliebenen fünf Herren) keine erforderliche Mehrheit erhalten, ist noch lange nicht gesagt, dass sich Thomas Kroker dann wieder zur Wahl stellt. Er hätte eine Amtszeit zu erwarten, die von weiteren Streitereien und Diffamierungen durch den Aufsichtsrat geprägt wäre.
Allerdings wird bei der Generalversammlung im Juli nicht nur der Vorstandsposten neu gewählt, es werden auch alle durch die Rücktritte neu zu besetzenden Aufsichtsratsposten wiederbesetzt. Insgesamt besteht der Aufsichtsrat der Taxi München eG aus neun Personen. Von den fünf verbliebenen Posten steht turnusgemäß nur der aktuelle Aufsichtsratsvorsitzende Culuk zur Wiederwahl (falls er nicht zuvor als Vorstandskandidat aufgestellt und gewählt wird).
Das Pendel könnte also Anfang Juli bei der turnusgemäßen Generalversammlung in alle Richtungen ausschlagen. Die eine Richtung wäre: Die jetzigen Aufsichtsratsmitglieder bekommen ihren Kandidaten durch und müssen dann mit Unterstützung des erfahrenen Ertekin Kocer beweisen, dass sie es besser machen als Kroker und Nothhaft, oder aber die Mitglieder stimmen für Kroker und Nothhaft. Ein friedliches Arbeiten ist dann aber nur möglich, wenn die fünf zu wählenden Aufsichtsräte aus Personen bestehen, die konfliktlösend und wieder an einem Strang ziehend mit dem Vorstand zusammenarbeiten. Der aktuelle Aufsichtsratsvorsitzende erfüllt dieses Kriterium nicht, das hat er bei der gestrigen Generalversammlung bewiesen, bei der ein Flugblatt verteilte, auf dem er Kroker allerlei Verfehlungen vorwarf. Müsste er diese dort aufgestellten Behauptungen beweisen, würde er einen Großteil davon zurücknehmen müssen und hätte in einem juristischen Verfahren mit einer Verurteilung wegen Verleumdung zu rechnen. jh
Aktualisierung am 18.5.25: Wie aus einem Beitrag der Tageszeitung „tz“ hervorgeht, will der aktuelle Aufsichtsratsvorsitzende seine Zusammenarbeit mit Uber jetzt beenden. Bei der Generalversammlung hatte er von diesen Plänen allerdings noch nicht berichtet.
Beitragsfoto: Privat
Es ist schon ein bemerkenswertes Stück Selbstverleugnung, wenn ein Gremium wie der Aufsichtsrat der Taxi München eG ein Ergebnis von 39 Prozent Zustimmung als „Vertrauensbeweis“ feiert. 61 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder – also fast zwei Drittel! – haben klar zum Ausdruck gebracht, dass sie diese Personen nicht mehr im Amt sehen wollen. Wer daraus einen Sieg ableitet, zeigt entweder eine erschreckende Realitätsverweigerung oder eine bedenkliche Gleichgültigkeit gegenüber der demokratischen Willensbildung.
Ein Aufsichtsrat, der den Anspruch hat, im Sinne der Mitglieder und der Genossenschaft zu handeln, hätte nach so einem Votum Charakter bewiesen – und wäre geschlossen zurückgetreten. Stattdessen klammert man sich an juristisch-technische Mehrheitsregelungen, um politische Verantwortung zu vermeiden. Das mag formal zulässig sein, aber moralisch ist es eine Bankrotterklärung.
Wenn 61 Prozent der Mitglieder den Rücktritt fordern und dieser nicht erfolgt, stellt sich nicht nur die Frage nach der Integrität des Aufsichtsrats, sondern auch nach seiner Fähigkeit, künftig noch Vertrauen zu gewinnen – geschweige denn Konflikte zu lösen oder die Genossenschaft in eine ruhige Zukunft zu führen.
Taxiunternehmer die mit UBER zusammenarbeiten wollen , gehört die Lizenz entzogen !! Ich weiß das ist rechtlich nicht möglich. Moralisch aber.
Was versprechen die sich denn von der Zusammenarbeit mit UBER ? Mehr Umsatz ?? Die zahlen für Umsatz , den die eG selber generieren kann , ohne UBER.
Sind die Verantwortlichen zu Blöde vernünftige Werbung auf die Beine zustellen ??